Karatekämpfe auf hohem Niveau bei der 26. Osaka-Meisterschaft in Lüneburg

 

Nach ein paar Jahren der Pause meldet sich der VfL Lüneburg, Abt. Osaka-Karate wieder mit der legendären „Osaka-Meisterschaft“ zurück. Ein Wettkampfturnierr für Karatekämpfer fand am vergangendem Samstag, dem 8. Mai 2010 im Dojo des VfL Osaka-Karate statt. Nicht nur Kämpfer aus den verschiedenen Karatevereinen der Hansestadt, sondern auch aus Bremerhaven, Holzminden, Boizenburg, Göttingen und Mühlhausen waren zu Gast im Pulverweg 6.

„Wir sind froh das wir nun nach vier Umzügen in den letzten Jahren endlich ein festes Zuhause gefunden haben. Dieses Turnier ist in erster Linie für die Kämpfer gedacht. Es herrscht eine ganz andere Atmosphäre, wenn die Zuschauer zwei Meter neben der Kampffläche sitzen. In einer großen Sporthalle können sie nur fernab von weiten zuschauen.“, so Heinrich Reimer (7. DAN), Chef- und Erfolgstrainer. Allein schon ein Blick auf die Starterliste versprach eine spannende Meisterschaft, denn die Anmeldungen reichten vom blutigen Anfänger bis zum erfahrenen amtierenden Europameister. Gekämpft wurde in der ersten Runde im K.-O. System und in einer anschließenden Trostrunde. Herauskristallisierte sich ein großes Finale und ein Kampf um den 3. Platz. Jeder Kampf dauerte zwei Minuten und es wurde bis sechs Punkte gekämpft. „Ich finde es immer wieder erstaunlich wie viel Kondition diese zwei Minuten Wettkampf einem abverlangen.“, sagte Michael Herkt (2. DAN), der es kaum abwarten konnte zu kämpfen. Bei allen Kämpfen stand die Sicherheit im Vordergrund und Techniken zum Kopf durften nur leichten Berührungskontakt haben.

 

Begonnen wurde mit den Kämpfen der Anfängergruppe Weiß- bis Orangegurte (9. - 7. Kyu). Neun Karatekas gingen an den Start und zeigten, dass sie bereit sind zu kämpfen. Andreas Reinecke vom Vfl Osaka stach in seiner Gruppe besonders hervor. Der junge Karateka schaffte es mit seinem Kämpferwillen auf den 3. Platz. „Ich kann es selber kaum glauben. Seit drei Monaten trainiere ich hier und habe das Kämpfen für mich entdeckt.“, so der talentierte Reinecke. Im Finale ging es für Marius Ludwig, einem Gelbgurt vom Fuji Yama Holzminden und Willi Schmidt, dem Orangegurt vom Nippon Bremerhaven, ums Ganze. Schmidt zeigte sich kurz vor Ende des Kampfes angriffsbereit und traf mit einem Fußtritt zum Rücken von Ludwig. Somit stand es 7:4 für Schmidt und der Kampf war vorbei.

 

Weiter ging es mit den fortgeschrittenen Kämpfern aus der Mittelstufe. Ein Großteil der erfahreneren Grün- bis Violettgurte (6. - 4. Kyu) kam vom Vfl Osaka und hatte in der Vergangenheit unter der Leitung von Reimer und Herkt bereits gekämpft. Gleich im ersten Kampf zwischen Andreas Jobus vom Nippon Bremerhaven und Marcus Schock vom VfL Osaka (beide 5. Kyu, Blaugurt) zeigten sie ihre Kampferfahrungen. Andreas Jobus startete gleich offensiv in den Kampf und machte gleich zwei Punkte mit Faustschlägen zum Bauch von Marcus Schock gut. Durch einen dynamischen Fauststoß zum Kopf sicherte sich Schock zwar einige Punkte, aber er unterlag am Ende knapp dem Kämpfer aus Bremerhaven. Mit einen Sieg in der Trostrunde gegen Jens Adamek (6. Kyu, VfL Osaka) war für Marcus Schock noch die Chance auf den dritten Platz erhalten. Hier war Christopher Hass (4. Kyu) vom SG Motor Boizenburg sein Gegner. Beide kennen sich sehr gut, denn sie kämpfen und trainieren seit langer Zeit regelmäßig zusammen. „In den Sparringkämpfen ist Chris immer besser gewesen, diesmal werde ich aber alles geben.“, sagte Marcus Schock vor dem kleinen Finale. Sofort nach dem Start begann Hass mit einer Faustkombination und traf Schock am Kopf. Der im Rückstand geratene Osaka-Kämpfer konnte mit zwei aufeinander folgenden Fußtritten zum Rücken von Hass vier Punkte sichern und so stand es dann 30 Sekunden vor Schluß mit 5:5 Punkten unentschieden. Beide zeigten einen Kampf mit brillianten Fußtechniken und starken dynamischen Faustschlägen. Zehn Sekunden vor Ende war Marcus Schock ein klein bisschen abgebrühter und holte sich mit einem überlaufendem Gyaku Tsuki (Schlag zum Kopf) den Sieg.

 

Im Finale um den 1. Platz traf Andreas Jobus (5. Kyu Blaugurt, Nippon Bremerhaven) dann auf einen weiteren Osaka-Schüler aus den Reihen Reimers. Dennis Peizert (4. Kyu Violettgurt) kämpft seit über acht Jahren und holte sich schon den ein- oder anderen Titel. Jobus legte sofort wieder mit Tsukis zum Körper vor und ging in Führung. „Da ich noch nie gegen Andreas kämpfte, musste ich erstmal sein Kampfmuster erkennen.“, so Peizert. Daher verhielt er sich defensiv und lies Jobus angreifen. Es war ein harter Kampf für beide, doch Peizert zeigte sich routiniert und wendete eine seiner besten Techniken an. Er „fegte“ ein Bein von Jobus weg und schlug ihm zum Kopf. Der aus dem Gleichgewicht gebrachte Jobus hatte somit keine Chance diesen Schlag abzuwehren. Somit gewann Dennis Peizert mit 7:5 Punkten die Meisterschaft in der Mittelstufe.

 

Kämpfe auf höchstem Niveau versprach die Leistungsklasse ab Braungurt, in der Karateprominenz aus ganz Deutschland vertreten war. Neben Frank Siegmund (5. DAN und Karate-Landesreferent Thüringen) und Andreas Modl (6. DAN und Bundesreferent für amerikanisches Karate) waren auch die amtierenden Europameister Michael Herkt (2. DAN, VfL Osaka) und Milutin Susnica (4. DAN, Shotokan Göttingen) sowie der deutsche Meister Andreas Bachmann vom Nippon Bremerhaven da. Sein Comeback auf der Wettkampffläche hatte Thorsten Krajewski (2. DAN, VfL Osaka), der schon früher ein ausgezeichneter Kämpfer war. Er stand dem 21-jährigem Andreas Bachmann (1. DAN, Nippon Bremerhaven) gegenüber, welcher sich im März den Vizetitel bei den US-Karate Championships holte. Der junge Bachmann zeigte seine ausgezeichnete Agilität im Kampf und brachte den erfahrenen Meister Krajewski in schwitzen. Durch einen Fußfeger von Bachmann erhielt er zwei wertvolle Punkte, denn Krajewski ging dadurch zu Boden. Kurz vor Ende des Kampfes lag Krajewski mit 4:5 Punkten knapp im Rückstand, doch entschied mit einem blitzschnellen Fußtritt zum Rücken des jungen Bundeskaderathleten den Kampf für sich.

 

Das Highlight der 26. Osaka-Meisterschaft war nun gekommen, als sich Michael Herkt (2. DAN) und Milutin Susnica (4. DAN) bereit machten. Beide sind seit vielen Jahren gute Freunde, denn sie kennen sich schon von zahlreichen niedersächsischen Landes-, Bundes- und Europameisterschaften. Durch unterschiedliche Gewichtsklassen sind beide, Michael Herkt amtierender Europameister im Wado-Ryu Karate, Milutin Susnica Europameister WKF, doch bei gewichtsoffenen Kämpfen verlor Herkt in der Vergangenheit gegen Susnica. Dieses mal wollte Herkt also seine Revanche. Die Zuschauer fühlten regelrecht die Präsenz und Ausstrahlung beider Profikämpfer, als diese die Kampffläche betraten und sich voreinander verbeugten. Susnica kam mit einem Schlag zum Körper von Herkt nicht an dessen Deckung vorbei und so konterte ihn Herkt aus. Ein heftiger Schlagabtausch folgte und man erkannte in den sauberen Techniken beider deren extrem hohes Karateniveau. Susnica hat sehr viel Kampferfahrung, doch Herkt viel Talent und ist durch seine Position als Kampftrainer im VfL Lüneburg voll im Training. Mit einem gestochen scharfen Mawashi Geri (seitlicher Fußtritt) zum Kopf bekam der Landesmeister von 2009 drei wertvolle Punkte. Herkt lies sich davon nicht aus der Ruhe bringen und brachte seinen Gegner mit einem starken Fußfeger aus dem Gleichgewicht. Durch einen nahtlos angesetztem Schlag zum Kopf von Susnica bekam dieser weitere Punkte. Beide setzten mit Fausttechniken nach und bekamen Punkte. Am Ende des zwei-minütigen Kampfes stand es mit 5:5 Punkten unentschieden und so wurde kam es sofort zu einem neuen Kampf. Wieder setzte Milutin Susnica zum Tritt gegen Herkts Kopf an, doch diesmal durchschaute Herkt seinen Gegner und wich aus. Durch einen Fußtritt gegen Susnicas Rücken ging Herkt in Führung. Die weiteren Angriffe konnte er ebenfalls abwehren und so holte sich am Ende der Verlängerung Herkt knapp den Titel. „Gegen Michael zu kämpfen ist immer wieder spannend für mich, denn er ist ein Spitzenkämpfer und sportlich trennt uns nicht viel von einander.“, so Milutin Susnica nach dem Kampf.

 

Um den Kämpfern zwischen den einzelnen Wettkämpfen eine kleine Verschnaufpause zu verschaffen, wurden Vorführungen verschiedenster Art von Frank Carmichael (4. DAN), Frank Siegmund (5. DAN) und den Schülern von Andreas Modl (6. DAN) vom Fuji Yama Holzminden vorgeführt.

 

Somit war die 26. Osaka-Meisterschaft ein voller Erfolg für die Kämpfer. Die Zuschauer waren begeistert von den schönen Kämpfen und würdigten die Karatekas mit tobendem Applaus. „Nächstes Jahr wird die 27. Osaka-Meisterschaft erneut bundesweit ausgeschrieben und unser Ziel ist es, dann wieder die Spitzenkämpfer aus ganz Deutschland nach Lüneburg zu holen.“, so Heinrich Reimer. Am Ende feierten Zuschauer und Kämpfer gemeinsam im Dojo des VfL Osaka-Karate und gaben der Meisterschaft einen würdigen Ausklang. „Tyler Durden hatte einmal gesagt: 'Was weißt du schon über dich, wenn du noch nie gekämpft hast?' Man lernt dabei sehr viel über sich selbst. Interessierten kann ich den Karatesport nur empfehlen.“, sagte Marcus Schock abschließend.

 

Wer Interesse am Karate im VfL Lüneburg Abt. Osaka-Karate hat, bekommt Info's bei Frank Carmichael unter LG/ 12 12 59 oder in der Geschäftsstelle des VfL unter LG/ 4 90 0.